Bayern Fürth: Noch immer im Probebetrieb: Dauerbaustelle Digitalfunk

15.08.2014 22:25 Uhr ( 02/34) Bayern Fürth:



Noch immer im Probebetrieb: Dauerbaustelle Digitalfunk

FÜRTH - Zäher als erwartet gestaltet sich bei den Einsatzkräften der Wechsel vom Analogfunk zur Digitaltechnik. Bislang funkt in Fürth nur die Polizei mit den abhörsicheren neuen Geräten, die auch Lagepläne übertragen können.

Dabei hätte der Digitalfunk bereits zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 den zur Olympiade 1972 eingeführten Analogfunk beerben sollen. Doch schon die Standortsuche für die landesweit 945 Funkmasten, von denen 92 über Mittelfranken verteilt sind, gestaltete sich schwierig. In Fürth sollte ein Mast auf der Erddeponie bei Burgfarrnbach errichtet werden. Doch nicht nur wegen möglicher Beeinträchtigungen der Ultraschallrufe der Fledermäuse, die am nahen Felsenkeller leben, durch den Hochfrequenz-Sender sind Bedenken laut geworden. Inzwischen wurde ein Standort jenseits der Stadtgrenzen gefunden. Aus Furcht vor Anschlägen auf die sicherheitsrelevante Einrichtung wird von offizieller Seite jedoch eine rechte Geheimniskrämerei um die Standorte betrieben.

Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienste und Technisches Hilfswerk sollen künftig störungsfrei digital funken. Doch bisher ist nur die Polizei mit den neuen Geräten voll ausgestattet. Bei den übrigen Organisationen läuft noch der Probebetrieb. In den Einsatzfahrzeugen der Polizei, wozu auch die Zivilstreifenwagen gehören, sind neben den Digitalfunkgeräten auch noch die alten analogen Apparate eingebaut: Mit ihnen können sich die Einsatzkräfte mit den Hilfsdiensten verständigen, die noch nicht umgerüstet haben.

Andererseits setzen Hilfsdienste ihre Testgeräte bei gemeinsamen Großeinsätzen mit der Polizei ein. Die Fürther Berufsfeuerwehr zum Beispiel, die über fünf Digitalfunkgeräte zur Erprobung verfügt, hatte sie beim DerbyEinsatz am vergangenen Montag aktiviert. Benötigt wurden sie allerdings kaum.

Feuerwehrchef Christian Gußner gehört nicht zu jenen, denen es mit der Einführung der neuen Technik pressiert. Der Grund ist ein praktischer: Weil viele Einrichtungen wie die VAG noch analog funken, helfen digitale Geräte im Ernstfall wenig, zumal auch zahlreiche Objektfunkanlagen wie die des Fürther Klinikums noch nicht für den Digitalbetrieb umgerüstet sind.

Frühestens 2016 ist die Umstellung bei der Fürther Berufsfeuerwehr geplant — ein Zeithorizont, der auch für die Feuerwehren im Landkreis zutrifft. Kreisbrandrat Dieter Marx nennt neben der bislang nur lückenhaften Ausstattung relevanter Einrichtungen auch den nicht unkomplizierten Einbau der neuen Geräte in die Einsatzfahrzeuge als Hinderungsgrund. Den dürfen nämlich nur zertifizierte Betriebe vornehmen, von denen es im Großraum nur ganz wenige gibt.

70 Probegeräte sind laut Marx für die 52 Landkreis-Wehren angeschafft worden. Das ist relativ wenig. Die Landkreise Erlangen-Höchstadt, Neustadt/Aisch und Ansbach hätten da schon viel kräftiger zugelangt. Zwar werden die rund 1000 Euro teuren Digitalfunkgeräte zu 80 Prozent vom Staat bezuschusst, doch auch der verbleibende Anteil stellt für die Kommunen noch eine hohe Belastung dar.

Der Staat trägt auch die Kosten für die Sender, 90 000 Euro je Standort, und die auf jährlich mehr als 30 Millionen Euro geschätzten Betriebskosten. Da die Ausschreibung für die Anschaffung der neuen Geräte wegen eines Formfehlers wiederholt werden muss, schließt Marx eine weitere Verzögerung der Einführung der Digitalfunkgeräte nicht aus.

Zudem müsse auch noch die Leitstelle am Nürnberger Hafen erst noch umgerüstet werden. Wie die Polizei so wird auch die Feuerwehr nach Einschätzung des Kreisbrandrats nach der Umstellung noch einige Zeit zweigleisig operieren.

Quelle: http://www.nordbayern.de/region/fuerth/n...lfunk-1.3829437