Digitaler Behördenfunk: EADS will TETRA-Geschäft verkaufen

Digitaler Behördenfunk: EADS will TETRA-Geschäft verkaufen – und wirft damit Fragen auf

Der Rüstungs- und Raketenkonzern EADS Defence will sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Unter anderem steht die Mobilfunksparte mit TETRA- und Tetrapol-Systemen zum Verkauf, sie stößt auf das Interesse asiatischer Investoren.

EADS Defence will das Geschäft mit TETRA und Tetrapolsystemen verkaufen und sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Das geht aus einer Ad-Hoc-Mitteilung hervor. Neben dem französischen Konzern Thales sollen sich asiatische Anbieter für die Sparte interessieren, weil EADS sich dank der Übernahme des TETRA-Geschäftes von Nokia im asiatischen Raum große Aufträge wie die Überwachung der Olympischen Sommerspiele in Peking sichern konnte.

Das wirft die Frage auf, was mit der Wartung der Basisstationen und der Vermittlungstechnik des deutschen BOS-Funknetzes passiert, für die EADS im Jahre 2006 den Zuschlag erhalten hatte. Auch die EADS-Installationen mit Tetrapol und TETRA-Funktechnik bei der Bundeswehr gehören zum Bereich der kritischen Infrastrukturen.

Wie EADS Defence mitteilt, hat eine Analyse ergeben, dass die Bereiche Raumfahrt, Militärflugzeuge, Lenkflugkörper sowie zugehörige Systeme und Dienstleistungen das Kerngeschäft des Konzerns ausmachen. Dementsprechend gibt es "Veräußerungskandidaten". Zu diesen gehören das das kommerzielle und halbstaatliche Telekommunikationsgeschäft mit PMR-Systemen und Satellitenkommunikation. Zum Bereich PMR zählt das Geschäft mit TETRA- und Tetrapol-Systemen.

Seit der Übernahme des TETRA-Geschäftsbereiches von Nokia bot die Firmensparte Cassidian als einer der wenigen Hersteller beide Funksysteme an. Zuletzt stellte sie auf der Critical Communications World das kleinste TETRA-Funkgerät und die sichere Anbindung an die SCADA-Systeme der Energieversorger vor. Zudem wurde der Test der Nutzung von LTE-Netzen durch die Bundeswehr im Projekt Hoch-ZEN (Hochmobile zelluläre Netzwerke) erfolgreich abgeschlossen.

Unter dem alten Namen EADS siegte das Unternehmen in zwei Ausschreibungsrunden und sicherte sich die Lieferung der Basisstationen und der Vermittlungstechnik im deutschen Netz der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. Ausschlaggebend für den Zuschlag war unter anderem, dass mit EADS und den zugekauften Resten von Nokia "europäische Technik" zum Zuge kam. Etwa 700 von 2400 EADS-Mitarbeitern sollen derzeit in Ulm mit dem Aufbau und der Wartung des deutschen Sicherheitsfunknetzes beschäftigt sein. "Natürlich können wir nicht für den zukünftigen Käufer sprechen", erklärte Konzern-Pressesprecher James Darcy gegenüber dem Fachblatt Urgent Communications, "aber es ist klar, dass der Wert dieser Firma in der überlegenen Technik und bei den Mitarbeitern liegt, die diese Technologie warten".

Neben dem BOS-Funkgeschäft will Airbus Defence einige weitere deutscher Tochterfirmen und Firmenbeteiligungen verkaufen, darunter den Flugsimulator-Hersteller Rostock Systemtechnik und die Beteiligungen an ESD und Atlas Elektronik. Nicht zur Disposition soll hingegen die Bremer Cassidian Airborne Solutions stehen, die für die Bundeswehr die Heron-Drohnen in Afghanistan wartet und startet. Schließlich sieht EADS im Drohnengeschäft bei Airbus Defence mit MALE2020 erklärtermaßen einen vielversprechenden Zukunftsmarkt. Arbeit gibt es genug: Nach Angaben von "Augen Geradeaus!" prüft EADS gerade, ob die "Bremer" Drohnen in der Ukraine eingesetzt werden können.

Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/D...uf-2403396.html