23.01.2018 Schweiz (ch) Bodensee: Der Digitalfunk fordert die Seerettung
Der Funkverkehr wird digitalisiert. Im Gegensatz zur analogen Funkverbindung kann die digitale verschlüsselt werden. Die Seerettung Rorschach stellt das länderübergreifend vor neue Herausforderungen.
Jolanda Riedener
Segler, Kajaker oder Schlauchbootfahrer – gerade im Sommer lockt der Bodensee Wassersportler an: Unfälle sind dann nicht ausgeschlossen. Gerät jemand in Seenot, rückt die Seerettung aus. In speziellen Fällen auch länderübergreifend, weshalb sie über einen zuverlässigen Kanal kommunizieren müssen.
Die Digitalisierung macht auch vor dem Rettungs- und Polizeifunk nicht halt. Die Rettungsorganisationen im Bodenseeraum sehen sich mit der Einführung des Digitalfunks vor grosse Herausforderungen gestellt. Deshalb hat die 13. Ausgabe der Internationalen Bodenseekonferenz die länderübergreifende Kommunikation im digitalen Funkverkehr zum Schwerpunktthema gemacht. Die Kommunikation auf dem Bodensee ist zwar immer gewährleistet, durchgehend digital ist sie aber gemäss Remo Pfändler, Obmann des Seerettungsdienstes Rorschach, noch nicht. Pfändler nahm vergangene Woche als einer von rund 100 Führungskräften der luft-, boden- und wassergebundenen Rettungsdienste an der Internationalen Bodenseekonferenz in Lindau teil.
Mit digitalem und analogem Funknetz kommunizieren
Mit der Umstellung auf den digitalen Funkverkehr können Inhalte künftig verschlüsselt werden. Auf dem bisherigen analogen Weg war das zwar nicht möglich: "Das Abhören von Polizei- oder Rettungsfunk ist aber verboten", sagt Pfändler. Gemäss Mitteilung der Internationalen Bodenseekonferenz wird eine länderübergreifende Kommunikation insbesondere bei der Seerettung angestrebt. Zumal in der Bodenseeregion auch alle Deutsch als gemeinsame Sprache hätten.
Im digitalen Funknetz, das in der Schweiz schon seit einigen Jahren genutzt wird und auf das zunehmend alle deutschen Bundesländer umstellen, können Funkkanäle den verschiedenen Organisationen zugeordnet werden. Arbeiten mehrere Organisationen länderübergreifend zusammen, wäre es wünschenswert, während dieser Zeit im gleichen Netz zusammengeschaltet zu sein. Über diese technischen Voraussetzungen verfüge man derzeit allerdings noch nicht. "Wir arbeiten aktuell sowohl mit einem digitalen als auch nach wie vor mit dem analogen Funknetz", sagt Pfändler.
Denn im Ernstfall muss die Kommunikation mit der neuen digitalen Funktechnik so gut funktionieren wie mit der alten analogen. Deshalb verfügt die Seerettung nach wie vor über einen analogen, internationalen Seenotkanal. "Weil dieser Kanal nicht verschlüsselt ist, dürften wir im Ernstfall keine Details oder Namen, beispielsweise von Opfern, am Funk nennen", sagt Pfändler. Auch bei Suchaktionen von Kriminellen zum Beispiel, sei es entscheidend, dass diese die Funkkommunikation nicht abhören könnten und damit über das Vorhaben der Polizei Bescheid wüssten.
Zusammenarbeit über die Grenzen ist unabdingbar
In der Seerettung ist gemäss Remo Pfändler eine Zusammenarbeit mit den deutschen und österreichischen Kollegen in Einzellfällen unabdingbar. "Jede Seerettung ist für ihr Gebiet verantwortlich. Dennoch sind auf dem Bodensee die Landesgrenzen nicht eindeutig auszumachen", sagt Pfändler. Die Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe im Dreiländereck verstehe sich deshalb von selbst.
Quelle: http://www.tagblatt.ch/…/digitalfunk-fordert-seerettung;art…