Bayern: Bürger wehren sich gegen geplanten Bau von Funkmast
An einem Parkplatz an der Bundesstraße 305 von Inzell Richtung Schmelz ist die Errichtung eines neuen Masten für den Digitalfunk BOS geplant. Der Mast erreicht, wenn er gebaut wird, eine Gesamthöhe von knapp 53 Merten.
INZELL – VIELE EINHEIMISCHE WEHREN SICH GEGEN DEN GEPLANTEN NEUBAU EINES FUNKMASTES IN DER SCHMELZ. LISA KRAMMER, MARKUS MAIER UND UWE STREB, DIE SPRECHER DER BÜRGERINITIATIVE, ÜBERREICHTEN BÜRGERMEISTER HANS EGGER IM GEMEINDERAT EINE LISTE MIT 168 UNTERSCHRIFTEN. NUN IST IN NAHER ZUKUNFT EINE ÖFFENTLICHE GEMEINDERATSITZUNG GEPLANT, BEI DER GEGNER UND BEFÜRWORTER ZU WORT KOMMEN.
Die Antragsteller wollen die Errichtung des BOS-Funkmastes am Bremsberg verhindern. Sie fordern den Gemeinderat dazu auf, den Beschluss vom 1. August zu widerrufen. Damals hatte das Gremium einstimmig für die Errichtung des Mastes für den Digitalfunk BOS plädiert und den Standort als geeignet befunden.
Das bayerische Landeskriminalamt – der Antragsteller – plant die Errichtung des Funkmastes neben einem Parkplatz an der B305 südwestlich von Inzell. Dieser Standort war ausgewählt worden, weil an dieser Stelle eine gute Netzabdeckung vorhanden ist und weil er zugleich weit weg ist von der nächsten Wohnbebauung. Die Behörde plant den Neubau eines Mastes in Höhe von 45 Metern zuzüglich eines Aufsatzrohres von sieben Metern und zwei Stahlgitterbühnen mit sechs Vorsatzrohren. Die Gesamthöhe beträgt 52,99 Meter. Zusätzlich werden eine Versorgungseinheit und eine Netzersatzanlage errichtet. Die gesamte bauliche Anlage wird von einem drei Meter hohen Bretterzaun eingeschlossen.
Viele Bürger und Anwohner sehen den Mastneubau problematisch und nennen in dem Schreiben an den Bürgermeister und den Gemeinderat zentrale Gründe, die aus ihrer Sicht gegen den Bau sprechen. Die kontinuierliche Tetra-Strahlung stellt aus Sicht der Gegner eine zusätzliche Belastungsquelle und potenzielle Gefahr für die ökologische und menschliche Gesundheit dar. Studien hätten aber die Entstehung von Krankheiten durch den BOS-Funk bisher nicht abschließend beurteilen können. Hier sei die Anwendung des Vorsorgeprinzips – eine lückenlose Abklärung möglicher gesundheitlicher Auswirkungen des Tetra-Funks vor dem Ausbau der Technologie – zwingend erforderlich. Nach Ansicht der Kritiker sollte darüber hinaus der nicht zu unterschätzenden Gruppe der strahlungssensiblen Personen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Weiter kritisieren sie das mangelnde Aufwand-Nutzen-Verhältnis. Der BOS-Funk zeichne sich durch eine hohe Störanfälligkeit und bei einer Datenübertragungsrate von 9,6 Kilobit pro Sekunde (kbit/s) durch eine geringe Leistungsfähigkeit aus. Der Dauerbetrieb führe zu einem hohen Stromverbrauch, der insbesondere im Kontext der Klimakrise und den energetischen Einsparzielen der Bundesregierung in keinem sinnvollen Verhältnis steht.
Nicht einverstanden sind die Antragsteller auch mit der Höhe des Mastes. Ein hoher Sendemast beeinträchtige das Landschaftsbild erheblich, was gerade in einem Luftkurort wie Inzell dem Konzept einer möglichst intakten Natur widerspreche.
Darüber hinaus würden Grundstücke und Immobilien in der Nähe von Sendeanlagen einen enormen Wertverlust erfahren. Nicht zuletzt werde die Lebensqualität der Menschen, die in der Umgebung des Mastes leben, stark eingeschränkt. Eine Drittnutzung des Sendemastes durch andere Parteien, die ursprünglich nicht für die primäre Verwendung vorgesehen waren, erscheine wahrscheinlich. Dies würde die Dauer der erhöhten Strahlenbelastung zusätzlich verlängern und den Energiebedarf weiter erhöhen.
Insgesamt ergebe sich in Anbetracht der technischen Limitationen und der nicht abschließend untersuchten Risiken für die ökologische und menschliche Gesundheit kein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis für den Ausbau des BOS-Funks. Das geplante Vorhaben sei daher als nicht nachhaltig und zweckmäßig einzustufen.
Quelle mit Foto: Traunsteiner - Tagblatt