Neuem Digitalfunk der Bundeswehr fehlt Schnittstelle
Die Einführung des neuen Digitalfunksystems der Bundeswehr hat nicht nur zwei Jahre Verspätung.
Die Bundesregierung hat bestätigt, dass die Einführung eines neuen Digitalfunksystems bei der Bundeswehr rund zwei Jahre hinter dem Zeitplan zurückliegt. Den Verzug begründet man in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Union im Bundestag mit "höherer Gewalt" wie der Corona-Pandemie und "Verzögerungen in Lieferketten", zitiert der Spiegel aus der Antwort. Laut Informationen der Unionsfraktion will das Verteidigungsministerium die Soldaten mit neuen Funkgeräten des US-Konzerns Motorola Solutions ausstatten, die das Tetrapol-Bundeswehr-System ablösen und zusätzlich Möglichkeiten von LTE bieten sollen, so die Kleine Anfrage von CDU/CSU, die Golem.de vorliegt. Laut der Anfrage soll das System Tetra BOS, LTE und Satellitenverbindungen beherrschen. Motorola Solutions ist der Hauptauftragnehmer, dazu kommen laut der Antwort SMAG Mobile Antenna Masts GmbH (Salzgitter), Drehtainer (Valluhn) und Elnic (Rosenheim).
Soldaten sollen darüber miteinander sowie mit Streitkräften anderer Nato-Staaten und mit Behörden des Zivil- und Katastrophenschutzes abgesichert funken und Daten austauschen können. Der Haushaltsausschuss hatte im Januar 2021 dafür ein Gesamtbudget von 254 Millionen Euro bewilligt.
Nato-Frequenzband bei 225 bis 400 MHz nicht ausreichend?
Ursprünglich hätten die ersten Geräte bereits im November 2022 beim Militär ankommen sollen. Für die geforderte Kompatibilität mit dem Netz der Katastrophenschützer fehle noch die notwendige Schnittstelle zur Netzkopplung, räumte die Bundesregierung in ihrer Antwort ein. Dabei besteht Zeitdruck: Die Nutzungsdauer des alten Systems Tetrapol Bundeswehr soll am 31. Dezember 2026 enden. Ab dann soll auch die geplante Brigade in Litauen das neue Netz nutzen. "Weitere Verzögerungen bei der Einführung dieser kritischen Technologie sind nicht akzeptabel", sagte der CSU-Verteidigungsexperte Reinhard Brandl. Zudem sei es "ein Treppenwitz der Geschichte, dass die Bundeswehr ein neues Funksystem beschafft, das nicht mit dem Katastrophenschutz und der zivilen Verteidigung kompatibel ist".
Die Bundeswehr fordert trotz der Verzögerung aber mehr Frequenzen: Im Bereich 470 bis 694 MHz (TV-UHF-Band) will man einen Anteil von 25 Prozent nutzen, wurde zuvor berichtet. Die Militärs wollten "unmittelbar" mindestens fünf Funkkanäle mit jeweils 8 MHz Bandbreite dauerhaft zur Nutzung übertragen bekommen. Das Nato-Frequenzband bei 225 bis 400 MHz sei nicht mehr ausreichend. Der Bereich ist aber primär dem Antennenfernsehen DVB-T2 zugeordnet, dort arbeiten auch die Kulturfrequenzen oder Programme Making and Special Events (PMSE) der Veranstaltungstechnik mit drahtlosen Mikrofonen und In-Ear-Monitoren.
Quelle und Foto: Golem .de