Nordrhein-Westfalen: Stresstest für den Polizei-Digitalfunk im Münsterland

Nordrhein-Westfalen: Stresstest für den Polizei-Digitalfunk im Münsterland



Münster. Nach drei Monaten Testbetrieb wird es ernst: Am Donnerstag unterzieht die Polizei im Münsterland sein Digitalfunknetz einem Stresstest. Rund 150 Mitarbeiter der Polizei Steinfurt, Warendorf, Münster, Coesfeld und Borken beteiligen sich mit rund 50 Fahrzeugen an dem Belastungstest.

Unter dem Motto „NRW wird digital“ wird derzeit schrittweise in ganz NRW auf das neue Digitalfunksystem umgestellt. Schließlich haben einige der derzeit genutzten Funkgeräte inzwischen über 30 ereignisreiche Dienstjahre auf dem Buckel. Dass der analoge Funkverkehr nicht nur qualitative Mängel hat, sondern auch alles andere als abhörsicher ist, sind nur zwei weitere Probleme.

Die neuen Digitalfunkgeräte bieten dagegen aus Polizeisicht viele Vorteile: Die Sprachqualität soll auch unter extremen Bedingungen deutlich besser sein, die Geräte selbst sind kleiner und leichter, sie ermöglichen Gruppenkommunikation und den Versand von Kurzmitteilungen. Außerdem können die Geräte über GPS lokalisiert werden.

450 Basisstationen in NRW

In NRW kümmert sich das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste in Duisburg um die Einführung und Umstellung. Schließlich müssen landesweit über 450 Basisstationen installiert werden. 110 Leitstellen bei Feuerwehr und Polizei werden an die neue Technik angepasst. 422 Feuerwehren der Kommunen und Kreise, 96 Werksfeuerwehren, 50 Polizeibehörden und die Hilfsorganisationen müssen angebunden werden. Polizei sowie Hilfsorganisationen und -dienste rüsten 26.000 Fahrzeuge um und tauschen etwa 100.000 Funkgeräte aus, damit die mehr als 170.000 Angehörigen der Hilfsdienste und 40.000 Polizisten den Digitalfunk nutzen können.

Viel zu tun, entsprechend unterschiedlich ist der Sachstand in den fünf NRW-Regierungsbezirken. Während in großen Teilen der Regierungsbezirke Detmold und Arnsberg sich das Netz noch im Aufbau befindet, gilt es in großen Teilen der Bezirke Köln und Düsseldorf als „betriebsbereit“. Das Münsterland hat nach der Website des NRW-Innenministeriums derzeit den Status „Probebetrieb.“

Vier Duzend Streifenwagen in Kolonne

Der am Donnerstag anstehende Test im Münsterland soll nun klären, ob die dortige Digitalfunk-Infrastruktur auch extremen Situationen gewachsen ist. „Manche werden sich wundern, wenn mehr als vier Duzend Streifenwagen in Kolonne über die Autobahnen 1, 30 und 31 fahren. So wird unter anderem der Übergang von einer Funkzelle zur nächsten unter hoher Last geprüft“, erläutert Jürgen Ostermeier, Leiter des Sachgebietes für Technische Einsatzunterstützung im Polizeipräsidium Münster. „Man braucht dabei nicht nur an Großfahndungen zu denken. Bei dem Massenunfall im Nebel auf der A 31 waren zweitweise über 40 Polizeifahrzeuge eingesetzt und auf eine sichere und störungsfreie Kommunikation angewiesen.“

Getestet wird aber nicht nur auf den Autobahnen des Münsterlandes, auch in Gronau, Ahaus, Coesfeld, Billerbeck, Laer und Nottuln sind am Donnerstag mehr Polizeifahrzeuge unterwegs als üblich.

Die personalintensive Funkübung läuft parallel zum polizeilichen Alltag. Muss sich der Bürger Sorgen machen, wenn so viel Polizisten den Digitalfunk testen statt Staatsmacht ausüben? „Nein“, betont Ostermeier, „das polizeiliche Leistungsspektrum wird durch die Übung nicht eingeschränkt, alles läuft wie an jedem anderen Tage auch.“ Vermutlich sind am Donnerstag eher mehr als weniger Polizisten auf den Straßen unterwegs.

Analogfunknetz in Reserve

Und das Analogfunknetz? Das soll in vielen Bereichen als „Rückfallebene“ zunächst noch für einige Jahre erhalten bleiben.

Foto: Am Donnerstag unterzieht die Polizei im Münsterland sein Digitalfunknetz einem Stresstest

Quelle: http://www.noz.de/deutschland-welt/nordr...m-munsterland-1