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Digitalfunk: England beabsichtigt den Ausstieg

Digitalfunk: England beabsichtigt den Ausstieg

#1 von Detlef Wipperfürth , 16.12.2013 17:38

15.12.2013 (10/51) 18:52 Uhr Digitalfunk: England beabsichtigt den Ausstieg



dl6xb@df0hhh.de hat geschrieben:

Eigentlich soll der neue BOS-Digitalfunk im Tetra-Standard lt. Politikern für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste neue Möglichkeiten eröffnen: Bessere Reichweiten, Abhörsicherheit und schnelle Datenübertragung. Kurz gesagt das funktechnische Paradies für die Einsatzkräfte.

Digitalfunknutzer und verantwortliche Politiker werden jedoch sehr schnell von der eigentlichen Realität eingeholt: Mangelhafte Reichweiten trotz zahlreicher Umsetzer/Relaisstationen, immer wiederkehrende Systemstörungen bzw. Totalzusammenbrüche speziell bei Grosseinsätzen mit entspr. viel Funkverkehr und entgegen der Versprechungen mehr als geringe Datenübertragungsraten sind nur ein paar Mängel und Risiken von vielen. Diese waren und sind wiederholt Schwerpunkt bei Medienberichtserstattungen, auch in Deutschland. Politisch Verantwortliche und Behörden, wie z.B. die Digitalfunk-Bundesanstalt BDBOS indes wiegeln beharrlich ab. "Es sei doch gar nicht so schlimm" und "nach der Aufbauphase läuft es besser" sind die gängigsten Tenöre zum Thema. Ein Ende der funktechnischen Misere ist nicht greifbar.

Seit rd. dem Jahr 2000 betreibt u.a. England das weitgehend identische Tetra-BOS-Digitalfunksystem wie Deutschland, wird von denselben Problemen geplagt und zieht jetzt daraus die Konsequenzen. Lt. der englischsprachigen Webseite

"http://www.policespecials.com/forum/index.php?%2Ftopic%2F135789-police-oracle-airwave-could-be-replaced%2F"

beabsichtigt die britische Regierung aus dem gegenwärtigen Tetra-Funkstandard spätestens zum Jahr 2016 auszusteigen. Solange muss die Vertragslaufzeit mit dem britischen Digitalfunkbetreiber Oracle-Airwave eingehalten werden.

Allein im Zeitraum 2005-2008 traten lt. der britischen BBC gut 93 teils schwere Störungen bzw. Totalzusammenbrüche speziell bei Grosseinsätzen auf.

Gravierende Probleme zeigen sich lt. Geoff Stuttaford von der brit. Polizeigewerkschaft u.a. dann, wenn Polizisten innerhalb von Gebäuden, Unterführungen usw. keine Digitalfunkverbindung mehr zu Leitstelle hätten. Derartiges trat beim bisherigen Analogfunk nicht so oft auf. "Kein Wunder", sagt er, "wurde Tetra-Funk primär für Polizisten auf der offenen Strasse konzipiert". "Auch in ländlichen Abschnitten wo der nächste Umsetzer weiter als gewohnt ist, zeigen sich gravierende Reichweitenprobleme". "Auch sei Tetra-Digitalfunk überhaupt nicht für Hubschraubereinsätze konzipiert", führt Geoff Stuttaford weiter aus. Er beklagt auch lange Instandsetzungszeiten nach Systemabstürzen.

Soweit die wichtigsten ins Deutsche übersetzten Punkte aus der englischsprachigen Webseite.

Als längerfristigen Ersatz für den bisherigen Tetra-Digitalfunk könne sich England z.B. das LTE-System vorstellen. Nur dürfen damit erhoffte Verbesserungen zurecht bezweifelt werden. Einerseits funkt das LTE-System lt. der Webseite in noch höheren Frequenzen bei rd. 700 MHz. Wegen des höheren LTE-Frequenzbereiches im Vergleich zum bisherigen Tetra-Digitalfunk bei rd. 400 MHz sind noch geringere Reichweiten als bei Tetra zu erwarten. Von einem Extra-LTE-BOS-Digitalfunknetz wird ausdrücklich nichts erwähnt. Deshalb muss davon ausgegangen werden, dass somit auf ein durch Bürger schon jetzt rege genutztes Webzugangsystem mit stark steigender Tendenz, quasi eine Behördenfunkanwendung oben drauf gepflanzt wird. Damit sind bei Grosseinsätzen geradezu Systemüberlastungen und damit einhergehende Zusammenbrüche mit all ihren Folgen für die Bürger und Einsatzkräfte gleichermasen vorprogrammiert. Im Vergleich zum wenig belastbaren Tetra-Funk stellt dies keine beabsichtigte Verbesserung dar. Somit kämen die Briten bei Umsetzung derartiger Pläne vom Regen in die Traufe.

Auch in Deutschland häufen sich seit langem die Klagen der Einsatzkräfte über den neuen Digitalfunk, dessen Mängel und Risiken nicht im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Aufbauphase stehen. U.a. im nicht-alpinen Schleswig-Holstein, Thüringen, Bayern, Saarland, Bremen usw, beklagen Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste wie eingangs erwähnt, immer wiederkehrende eklatante Reichweitenmängel und Verbindungsstabilitäten. Erstmalig wurde im Okt. 2013 z.B. durch die sächsische Landesregierung eingeräumt, dass auch der bisherige Digitalfunk-Kostenplan nicht eingehalten werden kann. Ähnliches in allen anderen Bundesländern. Auch könne die eigentlich beabsichtigte Datenübertragung letztendlich nicht eingeführt werden. Hauptursache: Techn. Mängel und Risiken. BOS-Digitalfunknutzer praktizieren darum in ganz Deutschland, soweit wegen Reichweitenproblemen und techn. Mängel überhaupt möglich, fast ausschließlichen Sprechfunk.

U.a. Niederhausens Feuerwehr bei Wiesbaden zog Anfang 2013 die Konsequenzen und wechselte sofort zum bisherigen Analogfunk zurück. Weitere dt. Feuerwehren werden folgen. Zuvor brachten die Digitalfunkmängel einen Niederhausener Löschangriffstrupp während eines Hochhausbrandes in der Silvesternacht 2012-2013 in unmittelbare Lebensgefahr.

Der milliardenteure und techn. mangelhafte BOS-Digitalfunk wird auch zukünftig für weiteren Themenstoff sorgen. Der unbeteiligte Beobachter stellt sich zum Verdruss von z.B. Lobbyisten seit langem die Frage, ob es nicht besser wäre, beim insgesamt jahrzehntealten reichweitenstarken und betriebsstabilen Analogfunk zu bleiben.

Vollständige Beitragsrecherche und Übersetzung durch das Rundspruch-Team des BB-Amateurfunkmagazins


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http://www.funkfrequenzen01.de/

 
Detlef Wipperfürth
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