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Funk-Amateur-Club H33 wird 50 Jahre – Ein Einblick in ein Hobby mit Zukunftssorgen

Funk-Amateur-Club H33 wird 50 Jahre – Ein Einblick in ein Hobby mit Zukunftssorgen

#1 von Detlef Wipperfürth , 24.09.2011 12:39

Auf der kurzen Welle um die Welt

Funk-Amateur-Club H33 wird 50 Jahre – Ein Einblick in ein Hobby mit Zukunftssorgen

An einem Abend Anfang März geht Funker Claus Friedrich auf die Frequenz 7200. Von seiner Station erreicht er per Kurzwelle die ganze Welt.

An diesem Tag scheint sie außer Kontrolle. "Die Erdoberfläche kippt weg", ruft ein japanischen Funker."Wann kommt Ihr?", fragt ein anderer, auf der Suche nach Hilfe im Chaos des Erbebens. Ein Dritter möchte jemanden, der ihm zuhört, sein Leid teilt. Zu viel für Friedrich, es geht ihm nahe, helfen kann er nicht. Zu weit weg.

Er ist Mitglied im Ortsverband der Amateurfunker Salzgitter-Lebenstedt H33. Eigentlich lautet seine Mission nicht "Notfunk", sondern "Vereinsnachwuchs gewinnen". So versucht der ehemalige Hochfrequenztechniker die Schüler der Wilhelm-Busch-Realschule in Bockenem für das Funken zu begeistern. Eine mühsame Aufgabe, weiß der H33-Vorsitzende Wolfgang Carl: Das jüngste Mitglied ist Jahrgang 1975, das älteste 1924. Das durchschnittliche Alter der Amateurfunker im Verein liegt bei 50 Jahren, so alt wie H33 heute wird.

"Die Jugendlichen ziehen ihr Handy aus der Tasche und tippen die Nummer des Onkels in Australien ein", erzählt der Vorsitzende. Wie solle man ihnen deutlich machen: Du musst Physik büffeln, um einen australischen Funker zu sprechen? Per Internet überwinden Botschaften in Sekunden Kontinente.

"Für mich ist der Reiz nicht, miteinander zu sprechen, sondern zu verstehen, warum das Funken heute gut funktioniert und morgen überhaupt nicht", stellt Carl fest. Dies hänge zum Beispiel mit der Sonne zusammen und mit der richtigen Antenne. Deren Metallrohe überragen den Garten des 63-Jährigen.

Er liebt das Experimentelle, Physikalische an seinem Hobby. "Es ist in gewisser Weise eine Sucht." Für ihn enden die Fragen nie: Wie schaffe ich es, ohne Störungen für meine Nachbarn zu funken? Wie baue ich eine noch bessere Antenne? Keine leichte Kost.

Wer Amateurfunker werden will, den muss das interessieren. Schließlich darf nur der "in die Luft", der eine staatliche Eignungsprüfung absolviert hat, quasi über einen Funk-Führerschein verfügt.

Die einen, erzählt Claus, begeistern sich mehr für die Technik, die anderen für die Kommunikation. Ein kleine Gruppe kümmert sich um Notfälle. Vielleicht eine der letzten Bastionen des Funks: Er funktioniert selbst nach Naturkatastrophen.

Dass Amateurfunker Grenzen überwinden können, davon kann der Pfarrer im Ruhestand, Johannes Chmielus, abendfüllend erzählen. "Seit über 60 Jahren bin ich täglich in der Luft, spreche mit Menschen in aller Welt. Über 60000 Funkverbindungen waren es wohl", so der 83-Jährige. Seine funkende Bilanz ist damit noch lange nicht zu Ende: Er habe jeden Kontinent und fast alle Länder der Erde erreicht. Sein Freundeskreis erstreckt sich von Moskau bis New Orleans.

Zweifellos ist Chmielus ein Technikvernarrter. Eines bleibt seine ganz persönliche Triebfeder: "Was mir am Amateurfunk gefällt, ist, dass man einander toleriert. Dass man auf friedliche Weise die Welt verbessert und einander hilft."

Von einer solchen Geschichte berichtet Chmielus zur Zeit der Deutschen Teilung: Damals war er Pfarrer von Sankt Michael und versuchte mit "mit List und Tücke", die Mauer zwischen den Staaten zu überwinden. Auf der anderen Seite lebte ein ehemaliger Studienfreund, ebenfalls Funker. Der Kontakt stand – bis Chmielus ihm einen Rotor schicken wollte. Ein polnischer Funkamateur brachte das Gerät in sein Land, dort wollte der Geistliche aus der DDR es abholen. Die Rückreise endete an der Grenze, die Zollbeamten nahmen ihm das Paket ab. "Er verlor für zehn Jahre seine Lizenz", erzählt Chmielus. Vielleicht hatte der Geheimdienst der DDR einen Tipp gegeben. "Ich habe Stasi-Akten, in denen sie über den Amateurfunk berichten", erzählt Chmielus.

Mit der friedlichen Revolution in der DDR endeten die Schranken zwischen den deutsch-deutschen Funkern. Helfen will Chmielus weiterhin, ob Funkern in der Ukraine oder im Kongo. Die Katastrophe in Japan hat er natürlich auch an seiner Station verfolgt. Es drang jedoch Hoffnung an sein Ohr. "Die haben immer wieder gesagt: ’Wir leben noch‘."


Termin


Wer die Funker kennenlernen möchte, hat morgen, Samstag, 24. September dazu Gelegenheit: Das Jubiläum findet von 10 bis 17 Uhr, Ortsvereinsheim in der Goethe-Schule, Lebenstedt statt.

Ablauf: 10 Uhr Frühstück, 11 Uhr Gründungsmitglieder erzählen aus der Anfangszeit und danach, Rückschau mit Video-Clips, 14 Uhr erneute Präsentation, 17 Uhr Ausklang.


DWHOSZ
http://www.funkfrequenzen01.de/

Angefügte Bilder:
14914198.jpg   14914202.jpg  
 
Detlef Wipperfürth
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