Testphase für digitalen Polizeifunk beginnt: Von analog auf digital - ein langer Weg
Im Großraum Düsseldorf und am Niederrhein testen Polizisten seit Montag (09.01.2012) digitale Funkgeräte im täglichen Einsatz. 2014 soll in NRW der Digitalfunk flächendeckend genutzt werden können. Die Einführung hatte sich immer wieder verzögert.
Eigentlich sollten Polizisten schon zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 digital funken. "Manchmal läuft es halt anders als erwartet", erklärt Ralf Jäger (SPD) am Montag (09.01.2012) im Polizeipräsidium Düsseldorf. Sieben Jahre später als geplant feiert der Innenminister "einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg zur flächendeckenden Einführung des Digitalfunks in NRW".
Digitaler Polizeifunk: Nach vielen Pannen jetzt in der heißen Testphase 09.01.2012
In Düsseldorf, Mönchengladbach, Mettmann, Viersen sowie im Rhein-Kreis Neuss beginnt nun nämlich "der erweiterte Probebetrieb". Das digitale Funknetz soll sechs Monate lang seine Funktionsfähigkeit beweisen - der Analogfunk bleibt aber zunächst der "belastbare Einsatzdienst". Für den Aufbau des Digitalfunks hat das Land rund 513 Millionen Euro bereitgestellt - 40.000 NRW-Polizisten und mehr als 120.000 Mitarbeiter von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Hilfsorganisationen werden nun mit digitalen Funkgeräten ausgestattet. Der Großraum Köln soll dann als Nächstes - voraussichtlich im März - in die Testphase gehen. Aachen schaffte den Sprung in die digitale Neuzeit mit einem Pilotprojekt bereits 2001. Bis 2003 wurde dort getestet, seitdem funken die Aachener Polizisten schon digital.
Analog statt digital - Einführung immer wieder verzögert
Polizistin Polizist hält ein Digitalfunkgerät
Abstimmungsunstimmigkeiten zwischen den Bundesländern, zu hohe Kosten, keine ausgereifte Technik, langwierige Ausschreibe- und Auswahlverfahren - die Umstellung von analog auf digital verläuft holprig. Eigentlich für 2006 geplant, soll nun 2014 der Digitalfunk Polizei, Feuerwehren, Zoll und Rettungsdiensten deutschlandweit und flächendeckend zur Verfügung stehen. Das werde auch langsam Zeit, so Martin Lotz von der Projektleitung Digitalfunk in NRW. Denn neben der bessern und abhörsicheren Digitalfunkverbindung werden "die Ersatzteile für die veralterte Technik immer teurer".
Die Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS) regelt die Einheitlichkeit des Netzes in Deutschland. Die kleinen Stadtstaaten sind naturgemäß gut in der Zeit, beim Ausbau in bevölkerungsreichen, großen Ländern liegen NRW und Mecklenburg-Vorpommern vorn.
Jäger: abhörsicher, kleiner, leichter - besser
Innenminister Ralf Jäger
Die neue Technik sieht auf dem ersten Blick alt aus - kleines Display, große Antenne, ein wenig wie ein 90er Jahre Handy kommt das Funkgerät rüber. Abhörsicher, dazu eine höhere Sprach- und Funkqualität, zählt NRW-Innenminister Jäger die Vorteile des Digitalfunks auf. Zudem seien die neuen Funkgeräte kleiner, leichter und böten neben der Gruppenkommunikation zusätzliche Funktionen wie Einzelruf und die Möglichkeit, zu telefonieren und kurze Textnachrichten zu versenden.
Fahndungsfotos verschicken klappt nicht
Fahndungsfotos verschicken oder größere Dateien übertragen, klappt hingegen nicht mit der neuen Technik. Mehr als in eine SMS passt, kann über das Netz nicht übermittelt werden. Das kritisiert die Gewerkschaft der Polizei (GdP): "Wenn wir Einsätze fahren, müssen die Kollegen vor Ort auch auf digitale Daten zurückgreifen können. Wir brauchen Fahndungsfotos in Echtzeit und Lagepläne von Schulen, wenn es um eine Amoklage geht. Davon ist der neue Digitalfunk noch weit entfernt", so GdP-Landeschef Frank Richter.
Auch die Einschätzung über die Einführung bis 2014 teilt Richter nicht. "Es ist gut, dass es in Düsseldorf endlich losgeht, aber erweiterter Probebetrieb bedeutet noch lange nicht, dass der Polizei der Digitalfunk für Einsätze bereits zur Verfügung steht." Bis das in ganz NRW der Fall sei, würden noch mindestens drei Jahre vergehen.
Vidio da zu
http://youtu.be/3L-3kmdXex8