BW - Digitalfunk im Landkreis eingeführt
Main-Tauber-Kreis: Bessere Kommunikation bei der Feuerwehr
Im Krisenfall kommt es auf verlässliche Kommunikation an. Bislang lief die im Main-Tauber-Kreis nicht immer reibungslos - mit dem Digitalfunk soll es besser werden.
395 Digital-Funkgeräte wurden in den vergangenen 12 Monaten im Main-Tauber-Kreis beschafft, programmiert, an Einsatzkräfte ausgehändigt und in die Fahrzeuge der Feuerwehrflotte eingebaut. Im Rekordtempo habe man umgerüstet, heißt es in einer Mitteilung des Landratsamtes. Nun funkt die Feuerwehr digital, nicht mehr analog. Was das konkret bedeutet, hat Kreisbrandmeister Andreas Geyer dem SWR erklärt.
GROSSER LANDKREIS, VIELE FUNKLÖCHE
Bisher lief die Kommunikation von Rettungskräften, Feuerwehr und Katastrophenschutz im Einsatzfall analog über das Gleichwellennetz. Da das störanfällig ist, stellen Landkreise in Baden-Württemberg nach und nach auf Digitalfunk um.Gerade im flächenmäßig großen Main-Tauber-Kreis mit vielen Höhenunterschieden kam es immer wieder zu Kommunikationsproblemen und Ausfällen der Funkverbindung während der Einsätze, berichtet Andreas Geyer aus der Praxis.Insbesondere im Tal, wenn keine Sichtverbindung zu bergseitigen Funkmasten bestand. Feuerwehrleute mussten dann in der Not auch mal auf ihr Handy zurückgreifen.
Mit dem Digitalfunk sei die Netzabdeckung zuverlässiger, freut sich Geyer. Auch die Sprachqualität der Verbindung dürfte sich verbessern. Kurznachrichten, ähnlich der SMS, mit schnellen Anweisungen an die Einsatzkräfte können nun von der Leitstelle aus verschickt werden, ohne den Funkverkehr lahmzulegen.
KEINER HÖRT MEHR MIT
Davon profitieren künftig auch nur noch die Feuerwehren selbst. Im Main-Tauber-Kreis hatten Einsatzkräfte immer wieder Probleme mit unberechtigten Dritten, die Funk-Frequenzen illegalerweise abgehört haben, berichtet Geyer.
Dadurch kommen auch Schaulustige zu den Einsatzstellen, die die Rettungskräfte behindern. Oder zu unberechtigten Kommentare in sozialen Medien, wo auf einmal sensible Daten inklusive Einsatzbildern auftauchen.
Weil Meldungen über den Digitalfunk verschlüsselt werden, hört niemand mehr mit, der das nicht soll. Am Funkverkehr teilnehmen kann nur, wer ein autorisiertes Gerät mit Sicherheitskarte erhält - ähnlich einer SIM-Karte beim Handynetz, erklärt Geyer.
AUCH WALDBRAND-TASKFORCE PROFITIERT
Sichere und reibungslose Kommunikation ist insbesondere bei größeren Einsätzen wichtig. Bei einem Flächenbrand beispielsweise verteilen sich Einsatzstellen oft über große Distanzen, verschiedene Einheiten am Boden und in der Luft müssen sich bereichsübergreifend vernetzen.
Wir hatten ja auch in diesem Jahr einige Waldbrände. Da mussten wir mehrere Einsatzabschnitte gründen und die Kommunikation war mitunter über den Analogfunk nicht gesichert.
Angesichts der steigenden Waldbrandgefahr hat die Feuerwehr im Main-Tauber-Kreis im Juni dieses Jahres eine Spezialeinheit - die Taskforce Vegetationsbrandbekämpfung - ins Leben gerufen. Einsatzkräfte der Feuerwehren Bad Mergentheim, Weikersheim, Niederstetten und Creglingen wurden geschult und mit spezieller Gerätschaft ausgestattet. Nun sei auch die Kommunikation im Ernstfall gesichert, meint Geyer.
SCHNELLER ALS DIE ANALOGE FEUERWEHR
Beim Digitalfunk für die Leitstellen soll es nicht bleiben. 2024 ist der Aufbau des digitalen Einsatzstellenfunks geplant, sodass die Feuerwehrleute am Einsatzort auch untereinander digital funken können. Auch das Deutsche Rote Kreuz rüstet zum neuen Jahr um.
Längerfristig soll dann auch die Alarmierung digital funktionieren. Damit könnte die Feuerwehr auch schneller zu Einsätzen kommen, meint Geyer, da Einsatzkräfte binnen Sekunden zielgenau verständigt werden können. Spätestens 2026 will der Main-Tauber-Kreis dann gänzlich unabhängig von der analogen Gleichwelle sein.
15 DER 44 STADT- UND LANDKREISE IN BW FUNKEN SCHON DIGITAL
Das Digitalfunknetz besteht in Baden-Württemberg seit 2012 und ist laut Innenministerium mittlerweile flächendeckend ausgebaut. Die Ertüchtigung der Integrierten Leitstellen für die Nutzung der Technologie liegt in der Verantwortung der Landkreise. Von den 44 Stadt- und Landkreisen funken 15 bereits digital, 20 sind im Mischbetrieb, 9 funken noch analog, so eine Sprecherin auf SWR-Anfrage. In den Leitstellen des Hohenlohekreises, des Ortenaukreises, der Landkreise Emmendingen und Freudenstadt sowie der Stadtkreise Mannheim und Karlsruhe laufe der Umbau aktuell. Ende 2024 will das Land Baden-Württemberg die analoge Gleichwelle kündigen und die Verantwortung an die Landkreise übertragen.
Quelle und Foto: SWR Aktuell