14.03.2014 20:13 Uhr (10/12) Bayern Wasserburg:
Tetrafunk: Zu viele Fragen offen
Behörden und Organisationen halten die Einführung des Digitalfunks für unerlässlich, viele Bürger halten ihn für gefährlich. Der Obinger Gemeinderat sollte sich jetzt entscheiden, ob die Gemeinde am Probebetrieb teilnimmt.
Die Entscheidung wurde vertagt: Zu viele Fragen, inklusive Kosten, sind noch offen.
Obing - Für die "Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben" (BOS) ist die Einführung des Digitalfunks zukunftsweisend und wohl auch alternativlos. Für die Bevölkerung, insbesondere die unmittelbaren Nachbarn eines Funkmastens, ist er schlichtweg eine Bedrohung. Entsprechend groß war deshalb auch das Bürgerinteresse an den Beratungen des Gemeinderats über eine mögliche Teilnahme am geplanten Probebetrieb.
Schon lange ist der Digitalfunk bei Polizei, Feuerwehren und Rettungsdiensten in der Diskussion, nun wird es konkret. Nach jetzigem Planungsstand ist die bayernweite Standortgewinnung für den Netzaufbau weitgehend abgeschlossen. Es werden bereits gesicherte Standorte baulich erschlossen und mit der entsprechenden Systemtechnik ausgerüstet. Der Netzaufbau in Oberbayern soll bis zum Jahr 2015 in großen Teilen vollendet sein.
Danach beginnt Schritt für Schritt die Inbetriebnahme des neuen digitalen Einsatzfunks. Im Bereich der Integrierten Leitstelle (ILS) Traunstein haben die Vorbereitungen bereits begonnen. Um am erweiterten Probebetrieb ab Oktober 2015 teilnehmen zu können, ist eine "Erklärung zur Erstteilnahme" notwendig. Diese soll bis spätestens Mitte April 2014 abgegeben werden. Aus Sicht des Landratsamtes und der Verwaltung spricht für eine Erstteilnahme am erweiterten Probebetrieb - neben der Beratung, Unterstützung und Betreuung durch die Projektgruppe DigiNet - die Möglichkeit, eigene Erfahrungen und Vorschläge in das Projekt einfließen zu lassen.
Eine zeitgleiche Einführung des Digitalfunks in den Landkreisen Traunstein, Berchtesgadener Land, Altötting und Mühldorf, zumindest für alle BOS, die über die ILS Traunstein alarmiert werden (Feuerwehr, Rettungs- und Sanitätsdienst, THW, Katastrophenschutz) wurde in einer Projektgruppensitzung Digitalfunk im November als notwendig erachtet. Der überwiegende Teil des Obinger Gemeinderates teilte zwar diese Ansicht, hatte aber auch Verständnis für die Bedenken der Bürger, denn niemand könne die Auswirkungen des Tetrafunks genau beurteilen, sagte Bürgermeister Hans Thurner. Die Masten stünden bereits und würden ans Netz gehen, unabhängig davon, ob sich die Gemeinde beteilige oder nicht. Eine Weigerung würde nur dazu führen, so Thurner, sich zu isolieren und die Arbeit der Rettungskräfte zu erschweren. Zudem biete die Übergangsphase die Möglichkeit, sich bei den Übungen intensiv mit den neuen Funkgeräten auseinanderzusetzen, um für den Ernstfall gerüstet zu sein.
Die Räte äußerten ihren Unmut darüber, dass die Umstellung trotz vieler Bürgereinsprüche und langem Hin und Her nun auf die Schnelle erfolge und die Gemeinden zustimmen sollen, ohne die genauen Kosten zu kennen. Geschäftsleiter Ludwig Mörner sagte, dass es für den Probebetrieb derzeit eine Förderung von 80 Prozent gäbe, der Förderzeitraum aber begrenzt sei. Anhand der bestehenden Fahrzeuge und Ausrüstung soll bis zur nächsten Sitzung der Bedarf für die Feuerwehren Obing und Albertaich ermittelt werden. ca
Quelle: http://www.ovb-online.de/rosenheim/wasse...en-3415424.html