11.04.2014 19:26 Uhr (04/16) Bayern Unterwössen:
Auch Unterwössen sagt "Ja"
Unterwössen - Noch immer regen sich auch in Unterwössen Bedenken gegen die Einführung des Digitalfunks für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS). Dass der Tetra-Funk weiter umstritten ist, zeigte sich in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates bei der Diskussion um die Einführung eines Probebetriebs.
Schließlich stimmte das Gremium mit drei Gegenstimmen dafür. Ausschlaggebend für die Zustimmung waren der Sicherheitsaspekt für die Bürger und die hohe staatliche Förderung der Funkgeräte.
Bund und Länder wollen ein einheitliches Sprech- und Datenfunksystem für Sicherheitseinrichtungen wie die Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienste, Technisches Hilfswerk und Katastrophenschutz einführen. Der bisher genutzte Analogfunk soll dabei durch den Digitalfunk abgelöst werden. Die bereits begonnenen Vorbereitungen sollen bis zum Oktober 2015 abgeschlossen sein. Danach ist ein sechsmonatiger Probebetrieb vorgesehen, ehe voraussichtlich im zweiten Quartal 2016 der endgültige Betrieb starten kann.
Etliche Gemeinden in der Region haben bereits dem Probebetrieb zugestimmt (wir berichteten). Eine endgültige Empfehlung zur Teilnahme von Unterwössen am Probebetrieb kam von Bürgermeister Hans Haslreiter: "Es geht um die Rettung von Menschenleben. Vor allem in Oberwössen hatten wir im Analogfunk immer wieder Ausfälle bei der Alarmierung der Rettungsdienste."
Auch für die beiden Vertreter der Feuerwehren gab es keinen Zweifel: "Was wir hier derzeit noch betreiben, ist wirklich mittelalterlich. Unser Nachbar Österreich ist schon länger mit Tetra-Funk komplett ausgerüstet und hat beste Erfahrungen." Nach der Feuerwehr-Meinung hat der halbjährliche Probebetrieb auch eine wichtige finanzielle Komponente. Gebe es in dieser Zeit Probleme, müssten sie von Amtswegen behoben werden. Stimme eine Gemeinde nicht dem Probebetrieb zu, sei sie von Anfang an in der Pflicht.
Die Kosten für Unterwössen betragen etwa 60000 Euro. Der Freistaat gibt einen Zuschuss in Höhe von 80 Prozent dieser Ausgaben.
Die meisten Gemeinderäte sprachen sich für den Probebetrieb aus. "Es geht hier um Menschen, deshalb ist eine Probezeit nötig", sagte Dr. Dieter Stein (Freie Wählergemeinschaft). Anton Aberger (CSU) sah in der Testzeit keine Nachteile, "zumal es für uns nichts kostet".
Doch es gab auch Kritik. Gleich mehrere Bedenken äußerte Sandra Sonntag (FDP): "Bei der Standortbestimmung hatten wir kein Mitspracherecht, und jetzt sollen wir dem Probebetrieb zustimmen, das ist schon sehr widersprüchlich". Und dass jetzt überhaupt ein Probebetrieb notwendig sei, wovon früher nie die Rede war, beweise ihrer Meinung nach die generellen Bedenken von ganz oben. Abgesehen davon halte sie den Tetra-Funk für veraltet und viel zu teuer. Dem hielt Haslreiter entgegen, dass der Tetra-Funk bereits drei- bis viermal verbessert worden sei. Auch die Feuerwehr sprach von "einem ausgereiften Zustand des Systems".
Bei drei Gegenstimmen sprach sich das Gremium für den Probebetrieb aus.
Quelle: http://www.ovb-online.de/rosenheim/chiem...ja-3472449.html